Nach der langen Pause auf Koh Lanta treten wir unsere Rückreise an. Wir gehen es langsam an, damit wir genügend Zeit haben für den bevorstehenden Wechsel. Zuallererst schwingen wir uns frisch erholt für zwei letzte Etappen auf unsere Velos, eine stotternde Dieselfähre bringt uns zurück ans Festland. Bis in die Stadt Trang werden wir noch fahren, um dort in den Nachtzug nach Bangkok einzusteigen. Unterwegs begleiten uns intensive Erinnerungen an unserer fantastische Reise, verschiedene Etappen kommen uns flashbackartig in den Sinn. Auch über den Neustart in der Schweiz diskutieren wir nun immer wieder - und natürlich über die Möglichkeit bald wieder in ein leckeres Stück Käse zu beissen ;). Jonas baut seinen Vorsprung im Pannenduell noch aus - 5:0 gewinnt er bei den Platten. Da die Mittagshitze inzwischen die 40 Gradmarke geknackt hat, sind wir happy dass wir direkt vor einem Kaffeestand mit Schatten zum Stoppen gezwungen werden. So halten wir uns gerne an unsere Regel bei Pannen oder grösseren Schwierigkeiten zuallererst eine kleine Pause zu machen und etwas zu essen (oder in diesem Fall eine kühle Limonade zu trinken). Mit dieser Strategie, die wir aus der Reisedoku "Weit" kopiert haben, sind wir schon oft gut gefahren und konnten Pannen mit Humor und kühlem Kopf angehen.
Nach der Stärkung und einer erfolgreichen Flickaktion, bittet uns die Kaffeebesitzerin ein Foto von uns machen zu dürfen. Erst stimmen wir einfach wie immer zu und posieren lächelnd mit unseren Fahrrädern. Schon oft ist uns das hier in Thailand passiert. Spontan entscheiden wir uns dann den Spiess umzudrehen und nun unsererseits auch um ein gemeinsames Foto zu bitten. So entstehen in diesen beiden letzten Tagen mit ein paar Laden- und Kaffeebesitzer:innen noch einige schöne Erinnerungsbilder. So auch mit Somchong, der uns mit viel Passion versucht ein paar Brocken Thailändisch beizubringen. Wir kaufen bei ihm Reiswaffeln und Cola, er schenkt uns gleich noch Wasser und Kokosnusswasser dazu. Wir geniessen die beiden Etappen ganz besonders, wir sind wieder einmal in einem Gebiet unterwegs in dem wir nur wenige westliche Tourist:innen antreffen. Die Menschen sind super freundlich und ehrlich interessiert an einer Begegnung mit uns. Hunde bellen, Kokospalmen säumen unseren Weg, ab und zu rennt ein Huhn gackernd über die Strasse. Unsere letzte Übernachtung "on the road" verbringen wir in einem einfachen Bungalow. Die thailändische Besitzerin und ihr korsarischer Ehemann servieren uns zum Frühstück sogar Baguette und selbstgemachte Bananenkonfitüre. In Trang angekommen, bitten wir einen Tuktukfahrer von uns beiden ein Abschlussfoto zu schiessen. Doch auch er dreht sofort den Spiess um und lässt uns kurzerhand ein Promovideo über Thailand drehen - wir sollen doch bitte begeistert von unserer Reise erzählen, meint er, und schon werden wir gefilmt. Danach hüpfen wir am Bahnhof unter die Dusche, dieses Mal zum Glück ohne Stromausfall. Wir stärken uns mit leckerem Fried Rice und kaufen ein Pad Thai für unterwegs, dann kann die 17-stündige Fahrt nach Bangkok beginnen. Von einer Snackverkäuferin im Zug ersteht Jonas einen letzten Thai Milk Tea, mit guten Büchern und dem einen oder anderen Jassduell vergeht die Zeit schnell bis der Schaffner kommt und die Betten herunterklappt. Am Morgen treffen wir in Bangkok ein und holen nach dem Check-in im Hotel mit dem Tuktuk zwei Veloschachteln bei einem Fahrradhändler ab. Die meisten Dinge, die wir noch besitzen, senden wir per Post nachhause. Der Flug bei Thai Airways war günstig, doch Übergepäck geht ins Geld. Erst als es am späten Nachmittag abkühlt, schrauben wir unsere Drahtesel wehmütig auseinander. Die Schachteln sind so klein, dass wir Schutzbleche und Gepäckträger abmontieren müssen. Die durchgefahrenen Reifen entsorgen wir kurzerhand, um nochmehr Gewicht zu sparen. Wir geniessen ein leckeres thailändisches Znacht und buchen für den nächsten Tag einen letzten Massagetermin. Danach hat unser Abenteuer definitiv ein Ende, ein Taxi bringt uns mit unseren zwei Kisten an den Flughafen. In der Check-in-Halle treffen wir das letzte Mal einen anderen Fahrradreisenden. Der Pole Natan ist drei Monate lang mit einem verrosteteten Fixie durch Südostasien geradelt. Unglaublich, es gibt eben so viele verschiedene Varianten unterwegs zu sein, wie es Fahrradreisende gibt. Der Flug verläuft reibungslos, ein letztes Chickencurry mit Reis inklusive. Am Flughafen Zürich werden wir von Walti, Claudia, Anne und Bärni abgeholt. Das schöne Wiedersehen feiern wir mit leckeren Gipfeli und Cappuccino. Danach hieven wir unsere Räder in den Zug und fahren nachhause. Der Frühling, der Bäume und Blüten spriessen lässt, macht uns gute Laune. Dennoch: Mental sind wir noch nicht ganz da, es braucht wohl noch ein paar Tage um auch innerlich anzukommen. An der Bachstrasse drehen wir gespannt den Schlüssel im Schloss. Ob wohl alles in Ordnung ist? Na klar, blitzblank geputzt erwartet uns unser Zuhause. Erleichtert hauen wir uns für eine Siesta aufs Ohr, eine Stunde später stehen wir in Sandalen im Quartierladen und kaufen Käse.
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In zwei Etappen fahren wir von Khao Lak bis nach Ko Lanta. Erneut führt uns unsere Route durch wunderschöne Karstlandschaften mit imposanten Felsformationen. Anstatt Tempeln glitzern wunderschöne Dächer von Moscheen im verstärkt muslimisch geprägten Süden. Am Mittag flüchten wir jeweils aus der Hitze in den Schatten, 40 Grad ist schon ziemlich warm, um Velo zu fahren. Jonas perfektioniert seine Siestaskills (siehe Foto). Ein kurzes Nickerchen im Sitzen direkt im Restaurant? Kein Problem. An den Nachmittagen greifen wir auf unsere bewährte Kühlungsstrategie zurück: Kokosnussshakes und Thai Milk Tea mit Eis in einem kleinen Laden am Strassenrand kaufen. Die Getränke kühlen und die Begegnungen mit den Kaffeebesitzer:innen sind immer sehr herzlich. Das eine Kaffee entpuppt sich als Bäckerei und die Bäckerin spricht als ehemalige Kindergärtnerin aus Bangkok richtig gut Englisch. Zum selbst gebackenen Bananenkuchen, dürfen wir leckere Früchte probieren, die wir noch nicht kennen. Im nächsten Kaffee ist gerade die ganze Besitzerfamilie vor Ort, der Vater zeigt uns Bilder seines letzten Urlaubs auf Koh Lanta und sein Sohn erprobt seine ersten Englischkenntnisse. In Ao Luek übernachten wir in einem Homestay. Eigentlich haben wir nur einen einfachen Bambusbungalow gebucht. Doch da die zweite kleine Hütte mit Klimaanlage nicht vermietet wurde, erhalten wir ein kostenloses Upgrade. Nicht nur die Klimaanlage auch kleine Geckos an den Zimmerwänden sind inbegriffen. Uns gefallen die kleinen Echsen und so stört uns das nicht weiter. Unser Abendessen kaufen wir am Nachtmarkt ein. Doch das Fischcurry ist so scharf, dass es gleich dreimal brennt. Wir kapitulieren nach der Hälfte und sind froh, dass wir noch ein zweites Gericht ausgewählt haben. Die nächste Etappe führt uns weiter Richtung Krabi an die Küste nach Ao Nang. Wir haben vor eine letzte Nacht im Zelt zu verbringen bevor wir die Fähre nach Koh Lanta nehmen. Direkt an der Küste liegt ein Nationalpark, der auf den Fotos super schön aussieht. Vor Ort gleicht der Zeltplatz allerdings mehr einem Parkplatz und er liegt auch noch direkt an einer Hauptstrasse. Darauf haben wir beide keine Lust und wir suchen für den Abend ein günstiges Hotel. Wir landen einen Glückstreffer ganz in der Nähe des Fährenpiers. Für einen superguten Preis bekommen wir ein blitzblankes Zimmer mit einem bequemen Bett und einem Balkon inklusive Blick ins Grüne. Wir müssen uns allerdings ziemlich beherrschen, als uns der Besitzer durch das Hotel führt. Sein Erscheinungsbild ist so schrullig - wir müssen einen Lachanfall unterdrücken. Er trägt zwei dunkelblaue Wischmobs als Finken, auf sein T-Shirt ist in grossen Lettern "Trapper" und eine Goldkette gedruckt. Seine Augen sind ziemlich gerötet (evtl. vom letzten Joint?), er allerdings die Höflichkeit in Person. Als sein Drucker nicht auf Anhieb funktioniert, um eine Kopie unserer Reisepässe zu erstellen, ist ihm das oberpeinlich. Die Hotellobby duftet frisch nach Blumen, in der Ecke stehen feinsäuberlich aufgereiht kostenlose Snacks für die Gäste bereit. Am Abend verzichten wir auf eine zweite Runde Fischcurry. Es leben so viele Deutsche in Thailand, da kann man auch 'mal Schnitzel essen gehen und das unter lokaler Esskultur verbuchen.
Am nächsten Morgen radeln wir zum Fährenpier, im Gepäck zwei Teigtaschen und frische Papaya, die uns unser Gastgeber noch verpackt und zugesteckt hat. Die Überfahrt verläuft ohne nennenswerte Zwischenfälle. Unsere Fahrräder binden wir kurzerhand mit unseren Gummizügen auf dem Schiff fest, da die Crew sich besser aufs Singen versteht als aufs seetauglich machen von zwei Velos. Auf Koh Lanta fahren wir nur noch wenige Kilometer entlang der Hauptstrasse bis zu unserem Hotel. Da wir hier nun ganze neun Nächte verbringen - sozusagen unser Grande Finale - haben wir ein hübsches Viersternhotel gebucht. Mit Pool, am Strand - what else? Als wir anrollen auf unseren Drahteseln, realisiert die Rezeptionistin erst gar nicht, dass wir da sind zum Einchecken. Doch nach dem ersten Staunen klärt sich alles schnell und wir werden freundlich willkommen geheissen. Das Hotel ist so schön wie auf den Fotos im Internet, in unserem Bungalowzimmer fühlen wir uns rundum wohl. Noch nie auf der ganzen Reise sind wir so lange an einem Ort geblieben - es fühlt sich ein bisschen an wie sesshaft werden. Ob wir das aushalten so lange, fragen wir uns? Um Langeweile vorzubeugen, tauschen wir unsere Velooutfits bereits am nächsten Tag erneut gegen Neoprenanzüge ein. Mit der Agentur Lanta Divers erleben wir drei grossartige Tauchtage. Die Riffe rund um Koh Lanta sind wunderschön - Koh Ha, Koh Bida, Hin Daeng und Hin Mueang. Ein paar Highlights: Auf Koh Bida tauchen wir das erste Mal mit Haien (black tip reef sharks), sechs oder sieben Stück schwimmen beim Einstieg im seichten Gewässer um uns herum. Auf Koh Ha tauchen wir in eine Höhle in der wir einem grossen Kugelfisch (giant pufferfish) begegnen. Danach tauchen wir auf und bewundern die Tropfsteine. Nach Hin Daeng und Hin Mueang führt uns eine rasante Speedboatreise. Mitten im Meer tauchen wir ab zu einem fantastischen Riff und lernen wieder neue Spezies kennen, so zum Beispiel die Anananas-Seegurke. Nach den drei Tauchtagen folgen viele faule Stunden am Meer und am Pool, der tägliche Pina Colada wird zur genussvollen Routine. Auch ein Lieblingsrestaurant haben wir schon bald. Wir mieten einen Roller und flitzen um die Insel, gehen wandern im Nationalpark Mu Ko Lanta, entdecken wunderschöne Strände und gemütliche Strandbars. Unsere Velos warten geduldig und setzen langsam Rost an. Doch ganz vergessen sind sie nicht, die letzte Etappe steht noch bevor ... Der Hello Kitty Kahn (siehe Foto) bringt uns zurück ans Festland nach Suratthani. Die engen Pritschen lassen uns eine unruhige Nacht fürchten, doch wir schlafen wider Erwarten ziemlich gut. Noch im Dunkeln legen wir frühmorgens an. Bevor wir losfahren kochen wir Kaffee am Pier; Mönche gehen die Strasse entlang und bitten um Almosen. Drei Stunden radeln wir entlang einer Schnellstrasse ins Landesinnere. In zwei Tagen wollen wir Thailand von Osten nach Westen durchqueren, doch die gewählte Route ist stärker befahren als erwartet. Wir schreiben die Etappe schon fast ab, als wir uns nach einer weiteren Stunde in einer fantastischen Landschaft aus eindrücklichen Karstfelsen wiederfinden. Wir sind beeindruckt und der letzte Abschnitt der heutigen Route macht alles wett. Eingekeilt zwischen zwei Nationalpärken schliessen wir unseren Tag ab und schlagen beim einen Parkeingang wieder einmal unser Zelt auf. Es gibt wenige Tourist:innen, die das tun, doch wir können es nur empfehlen. Das Personal ist nett, die Infrastruktur tiptop und als einzige Gäste wählen wir den Platz mit der besten Aussicht - das alles für 30 Baht (umgerechnet ca. 80 Rappen). Da es Mittags inzwischen an die 35 Grad heiss und Jonas etwas angeschlagen ist, gehen wir früh zu Bett und stehen mit dem Sonnenaufgang auf. Einen kleinen Teil des Nationalparks erkundigen wir auf einer kurzen Morgenwanderung durch den Dschungel. Das Personal hat während der Pandemie eine zweistündige Rundwanderung angelegt, die uns um einen der imposanten Karstfelsen herumführt. Auf dem Weg dürfen wir wunderschöne Baumriesen und einen handflächengrossen Tarnfalter bewundern. Alle anderen Tiere verstecken sich gekonnt - einmal hören wir in den Bäumen Warnlaute, ob Vogel oder Affe können wir nicht identifizieren. Kurz vor Mittag fahren wir los und es wird noch heisser, an die 40 Grad misst unser Navigationsgerät. Die Strecke ist sensationell schön, doch irgendwann ist der "Pfuus duss": Die Hitze in Verbindung mit einem turbulenten Magen bekommt mir nicht sonderlich. Sogar einen Elefanten, der uns auf einem Lastwagen entgegen kommt, übersehe ich. Wir stranden für eine spontane Erholungspause im untouristischen Städtchen Talat Yai. Hier wollen wir abwarten bis es nach halb Vier nachmittags etwas kühler wird. Die wunderschöne Altstadt erinnert uns ein wenig an Italien, in einem Kaffee versuchen wir uns mit kalten Getränken und viel Wasser abzukühlen. Gestärkt entscheiden wir noch eine Stunde durch die goldene Abendsonne zu fahren und buchen ein Bungalow an der Küste. So verfehlen wir unser Tagesziel Khao Lak nur um wenige Kilometer und in Gehdistanz zur Bungalowanlage gibt es sogar eine Holzofenpizzeria! Was für ein Glück: Nach fünf Wochen thailändischem Essen mit nur wenigen Ausnahmen und viiiiel Reis (wirklich viel!) freuen wir uns am meisten auf den Teigboden der Pizza. Und lecker ist sie - wenn auch nicht ganz so gut wie beim Italiener. Tags darauf erholen wir uns von den beiden langen Velotagen und chillen am Coconut Beach. Schliesslich wollen wir beide noch Herr der Ringe fertiglesen bevor wir zurück nachhause kommen. In Khao Lak bleiben wir fünf Tage, um zu tauchen und die nächste Tauchausbildung zu absolvieren. Unser thailändischer Instructor Tao bringt uns einiges bei. Begegnet man dem sympathischen hageren Kettenraucher einfach auf der Strasse, traute man ihm wohl kaum zu, dass er sich unter Wasser elegant wie ein Tänzer in Zeitlupe bewegt. Jeder Flossenschlag sitzt. Während den zwei Ausbildungstagen geniessen wir es im touristischen Khao Lak mit mehr Thais als Europäer:innen auf dem Tauchboot zu sein (gar nicht so einfach hier...!). Zugegebenermassen sitzt man dann auch in einem einfachen Kahn mit null Luxus. Ein wenig wie rebellische Pirat:innen kommen wir uns schon vor, als wir zwischen den vielen schicken Schnellbooten auftauchen und ins Wasser springen, um zu einem alten Schiffswrack hinunter zu tauchen. Die Coolness unseres zahnlosen Captains und der aus alten Boxen klirrende Thai-Popsound verstärken dieses Gefühl noch. Für das Abschliessen des Advanced Open Water-Scheins ist das für uns aber genau das Richtige. An den Abenden schliessen wir uns dem touristischen Mainstream an, geniessen leckere Pina Coladas und mehr oder weniger überteuerte Nachtessen. Auch der eine Supermarkt ist ganz an den touristischen Bedürfnissen ausgerichtet und vor dem Regal voller Schweizer Schoggi wird Helen schwach. Mit dem Advanced in der Tasche, beschliessen wir noch einen weiteren Tauchausflug zu buchen. Für die lange Strecke zu den Surin Islands und dem Richelieu Rock entscheiden wir uns dann doch lieber für die noble Schnellbootlösung. Und es lohnt sich ungemein - insbesondere der Korallenberg Richelieu ist absolut fantastisch! Wir tauchen bei besten Bedingungen - zwanzig Meter Sicht und fast keine Strömungen. Alles lebt, alles ist voller Fische, die farbig oder silbern glitzern. Das steilabfallende Riff ist überwachsen mit harten und weichen Korallen, Seesterne mit 60 cm Durchmesser klammern sich daran fest (siehe Galerie). Ein unbeschreibliches Gefühl schwerelos durch eine solche Traumwelt zu schweben. Wir sind uns einig: Einzig für diesen einen Tauchgang hat sich die ganze Ausbildung gelohnt. Nach unserem Besuch im Kuiburi Nationalpark radeln wir zurück an die Küste. Bis auf das Durchqueren einer zankenden Horde Affen, passiert nicht viel Spektakuläres unterwegs. Wie man das genau angeht, darüber sind wir uns nicht ganz einig. Jonas fährt mitten in die Horde hinein und amüsiert sich prächtig. Helen denkt an die Bananen im Gepäck, sieht die fletschenden Zähne und wartet lieber ab. Sonst säumen meist friedlich grasende Kühe unter Kokospalmen unseren Weg. Ab und zu können wir beobachten, wie die Nüsse mit an gigantischen Bambusrohren befestigten Sicheln geerntet werden und jeweils mit einem lauten Knall herunterfallen. Am Abend treffen wir nur wenige Kilometer vor dem Etappenziel auf den Westschweizer Frédéric. Er entscheidet spontan mit uns mitzuradeln, auch er hat ein Zelt im Gepäck. Gemeinsam fahren wir in den wunderschönen Nationalpark Hat Wanakorn in dem wir direkt am Strand unsere Zelte aufschlagen können. Nach zwei Abendessen (ja, ihr lest richtig - Velofahrer:innen sind eben ein hungriges Pack) sitzen wir den ganzen Abend am Meer im Sand und erzählen uns Reisegeschichten.
Tags darauf entscheidet sich Frédéric noch eine Nacht zu bleiben, wir fahren weiter Richtung Chumphon. Denn wir haben Morgen bei der Immigrationsbehörde einen Termin für unsere Aufenthaltsverlängerung gebucht. Nach einem intensiven Tag erreichen wir das kleine Fischerdörfchen Bang Boet und geniessen ein herrliches Znacht. Wir radeln noch wenige Kilometer im Dunkeln zum recherchierten Zeltplatz, plötzlich ruft mir Jonas etwas von vorne zu. Ich blicke zu ihm, dann sehe ich wie sich etwas unter meinem Fahrrad bewegt. Es reicht mir nur noch reflexartig die Füsse hochzuziehen. Die einzige bisher von uns entdeckte Schlange in freier Wildbahn, überfahre ich leider. Das Camping gleich hinter dem Dorf, ist dann leider nicht ganz so herrlich wie das Znacht. Überteuert und schmutzig - doch es ist schon dunkel und so bleiben wir. Den Wecker stellen wir früh und verspeisen eine frische Ananas mit Haferflocken und Kokosnussmilch zum Frühstück. Den letzten Rest Kokosmilch verfüttern wir den kleinen Hundewelpen die am Strand herumtollen. Kurz vor Acht sind wir ready und fahren los, damit wir rechtzeitig an unserem Termin erscheinen können. Da uns heute besonders viele Hunde jagen, entscheiden wir uns für die Schnellstrasse. Inzwischen radeln wir meist durch grosse Ölpalmenplantagen. Beim kurzen Mittagsstopp in einer tollen Strassenküche entdecken wir ein neues Menü: Reisnudeln mit Currysauce und frischen Kräutern. Ein ehemaliger Mönch, der gerade das Haus und den Hund eines deutschen Einwanderers hütet, verwickelt uns in ein Gespräch und gibt uns seine Telefonnummer. Falls wir Probleme haben, sollen wir ihn doch anrufen. Eine weitere sehr herzliche Begegnung. In Chumphon angekommen gibt es eine weitere kurze Pause, danach gilt es 12 weitere mühsame Kilometer via Highway zum Immigrationsbehörde zu radeln. Wir haben alle Dokumente bereit, doch unsere Aufenthaltsadresse wird nicht akzeptiert. Und das System sei heute sowieso ausgestiegen, wir sollen es doch auf Koh Tao nochmals versuchen. Leicht entnervt radeln wir in der grössten Hitze zurück in die Stadt. Am Bahnhof wollen wir kurz unter die Dusche springen bevor wir auf die Nachtfähre zur Insel Koh Tao hüpfen. Doch der Markt daneben scheint soviel Strom abzuzapfen, so dass es in den sanitären Anlagen einen Stromausfall gibt. Plötzlich ist es stockdunkel und Wasser kommt keines mehr, als ich unter der Dusche stehe. Immerhin: Ich habe mich zum Glück noch nicht eingeseift! Und die Mango mit Sticky Rice, die wir davor auf dem Markt gekauft haben, war äusserst lecker. Leicht stinkend machen wir uns auf den Weg zur Nachtfähre. Wir kaufen Tickets für unsere Velos und checken ein. In der Bar daneben trinken wir noch ein Bier. Doch was für ein Schreck: Als wir zurückkommen sind unsere Fahrräder verschwunden! Müde wie wir sind, haben wir einen kurzen Schock. Dann erst realisieren wir - die Fahrräder wurden einfach schon eingeladen. Wenig später wiegt uns der Wellengang in einen unruhigen Schlaf. Frühmorgens treffen wir auf Koh Tao ein, müde und leicht überfordert kurven wir durch die dunklen Strassen. Ein, zwei Kaffees später macht sich Jonas auf die Suche nach einem Coiffeur. Es hat viele Tourist:innen, wesentlich mehr als wir gedacht haben. Am Nachmittag fahren wir dann auf die östliche Inselseite, die ruhiger ist. Wir haben ein einfaches aber schön gelegenes Hotel mit Tauchschule gebucht. Drei Tage lang verbringen wir am wunderschönen Sai Daeng Strand und verbringen unsere Zeit mit Tauchen, Schnorcheln und Chillen. Wir beobachten viele bunte Fische und Korallen, Anemonen und Muscheln. Blaue Kugelfische und der knallgelbe Boxfisch mit schwarzen Punkten faszinieren uns - stundenlang könnten wir diese Tiere beobachten. Ein besonderes Highlight ist unser erster Nachttauchgang bei dem wir mit Taschenlampen ins dunkle Meer abtauchen. Nach diesen herrlichen Tagen am Strand gehen wir erneut zur Immigrationsbehörde. In zwei weiteren Anläufen klappt es und wir haben den erwünschten Stempel im Pass - aller guten Dinge sind eben vier. Nach zwei Tagen in Sukhotai zieht es uns weiter. Flacher als flach ist die letzte Etappe im Norden, die uns durch riesige Reisfelder nach Phitsanulok führt. In einem Dorfladen kaufen wir Eis am Stiel und versuchen mit einer Übersetzungsapp ein kleines Gespräch zu führen. Denn der Ladenbesitzer interessiert sich für unsere Route und spricht unbeirrt Thailändisch mit uns, obwohl wir kein Wort verstehen. Eine herzliche Begegnung: Zum Abschied schenkt er uns getrocknete Tamarinde und saure Beeren von einem Baum direkt neben seinem Laden. In Phisanoluk angekommen, checken wir ohne es zu wissen wohl im besten Homestay unserer ganzen Thailandreise ein: Le Petit Paramata. Der Empfang ist bereits super herzlich und uns wird anhand einer selbstgezeichneten Karte erklärt, wo es was zu besichtigen gibt. Kurz darauf tauchen wir erneut ein in das Nachtleben einer Stadt, die nur wenige Tourist:innen besuchen. Wir schlendern über einen Abendmarkt, geniessen ein leckeres Znacht in einem chinesischen Restaurant und probieren erstmals thailändisches Eis. Das Kokoseis wird mit eingelegten kandierten Früchten und rohem Eidotter genossen. Auf letzteres Topping verzichten wir dann doch lieber. Und mmmh - das Eis ist wirklich lecker, wenn auch ganz anders als wir das kennen. Danach entscheiden wir spontan noch eine Bar zu besuchen, denn von der anderen Flussseite dröhnt laut Musik zu uns hinüber. Morgen müssen wir ja ausnahmsweise nur Zug fahren. Und so landen wir im Club Runghok. Unsere Tischnachbarn fangen ein Gespräch mit uns an und wir erfahren, dass es hier in der Stadt eine grosse Militärbasis gibt. Entsprechend ist auch das Lokal voller Soldaten in Zivil. Jonas fühlt sich an alte Zeiten erinnert und wir trinken in guter Gesellschaft viel zu viel Bier. Zum Glück ist der Cocktail "Flaming Lamborghini" (drei aufeinander gestapelte Schnaps- und Cocktailgläser, die in Flammen aufgehen) ausverkauft. Ansonsten wäre der Kater am nächsten Morgen wohl noch unterträglicher gewesen - so locker stecken wir das leider nicht mehr weg. Aber das Frühstück lässt uns den Brummschädel rasch vergessen - ein Reigen an thailändischen Spezialitäten! Uns wird mit viel Leidenschaft jedes Detail erklärt und so die lokale Küche näher gebracht. Unsere Gastgeberin hat nicht nur einen eigenen Biogarten, sondern ist auch eine ehemalige Michelin-Rennfahrerin. Sie zeigt uns Fotos ihrer erlebnisreichen Karriere mit Rennen auf der ganzen Welt und bevor wir weiterreisen erhalten wir noch gute Reisetipps für Thailands Süden. Mit dem Zug fahren wir in der Holzklasse zurück nach Bangkok, was wir beide sehr geniessen. Als wir müde ankommen, ist unser Hotel zum Glück nicht weit vom Bahnhof entfernt. Auch wenn alles ziemlich renovierungsbedürftig ist, freuen wir uns darauf schon bald müde in die Federn zu sinken. Nach einem einfachen Znacht kaufen wir uns in einem Supermarkt noch ein Joghurt zum Dessert. Doch es schmeckt als würden wir Bodylotion essen - diesen Genuss verschieben wir also lieber wieder auf zuhause. Am nächsten Tag kurven wir durch Bangkok und hüpfen in den nächsten Zug Richtung Süden nach Petchaburi. So vermeiden wir es, einen Tag lang durch die Agglomeration Bangkoks radeln zu müssen. Petchaburi wird nur von ganz wenigen Tourist:innen besucht und so freuen wir uns bereits wie in Phrae auf den Samstagsnachtmarkt. Da wir das Sortiment solcher Märkte inzwischen ein wenig kennen, machen wir uns gezielt auf die Jagd nach den besten Apéroleckerbissen. Um in der Imbissbude die gewünschten Gerichte zu bestellen, wird uns ein kleines Notizblöcklein hingelegt und wir schreiben die erwünschten Gerichte kurzerhand auf Thailändisch ab. Wie Schulkinder fühlen wir uns und haben unseren Spass dabei. Im Gegenzug kommen wir einmal mehr in den Genuss feiner Gerichte mit originalscharfer Note. Als "Farang" ist das gar nicht so einfach zu kriegen, denn meist wird Tourist:innen nicht zu getraut, dass sie das lecker finden. Am nächsten Morgen besichtigen wir eine eindrückliche heilige Höhle, gefüllt mit Buddhas - ein paar thailändische Touristinnen beten, eine in weiss gekleidete Nonne kehrt den Boden. Danach radeln wir los, hinein in den Süden Thailands. Mit jedem Tag wird die Fahrradstrecke schöner, idyllischer, grüner. Zu Beginn kurven wir zwischen kleinen Dörfern und halb fertig gebauten gigantischen Resorts hindurch und landen in der Touristenhochburg Hua Hin. Fürchterlich - wir sind froh, als wir nach einer Nacht frühmorgens weiterradeln können. Doch bereits wenige Kilometer weiter südlich finden wir einen kleinen schönen Sandstrand. Spontan legen wir eine Pause ein, geniessen die Sonne, lesen, essen frische Mango und trinken Kokosnusswasser. Für den Abend buchen wir ein kleines Bungalow in Kuiburi, das uns voll und ganz entspricht. Sauber und einfach, ein paar Meter entfernt ein kleines lokales Thairestaurant. Nach dieser schönen Übernachtung am Strand radeln wir wieder ins Landesinnere. Wir möchten in den Kuiburi-Nationalpark an der Grenze zu Myanmar, in dem es noch wilde Elefanten gibt. Kurz vor dem Parkeingang haben wir sogar schon einen Zeltplatz auf der Karte ausgemacht und schauen dort auf gut Glück vorbei. Es ist nur die Mutter der Besitzerin vor Ort, die kein Wort Englisch spricht. Aber sie ruft kurzerhand einen Bekannten an, der Solarpanels auf dem Zeltplatz installiert und wenige Minuten später auftaucht. Mit Händen, Füssen und Offline-Translator verständigen wir uns. Lachend meint er, er habe uns schon den Berg hochradeln sehen und gedacht "Alert, alert - es kommen unerwartete Übernachtungsgäste." Der Zeltplatz ist richtig schön und wir sind die einzigen. Wir stellen unser Zelt auf, deponieren unser Gepäck und radeln weiter Richtung Parkeingang. Es klappt mit einer Tour - ob wir tatsächlich Elefanten sehen werden? Gespannt springen wir in den Jeep und fahren mit Fahrer und Guide in den Park hinein. Wie zu erwarten war, sind wir nicht die einzigen. Alle Jeeps machen dieselbe Rundtour auf der Aussichtsplattformen abgefahren werden. Mit guter Sicht auf offene Flächen oder Wasserlöcher suchen wir nach Elefanten, leider erfolglos. Immerhin: Einen Babyaffen und zwei Gauren entdecken wir. Und allzu enttäuscht sind wir nicht - eine hohe Erwartungshaltung auf einer zweistündigen Tour mitten am Nachmittag einen Elefanten zu sichten. Doch plötzlich kommt per Funk die Info, dass beim ersten Aussichtspunkt ein Elefant gesichtet wurde. Alle spurten zurück zu den Jeeps und es beginnt ein etwas abstruses Wettrennen der Fahrer zurück zum Ausgangsort. Ob wir wollen oder nicht, wir sind Teil davon. Während der Fahrt höre ich nicht auf den Wald neben der Strasse abzusuchen und da ist einer: Ziemlich weit entfernt entdecke ich zwischen den Bäumen einen grauen Rücken. Ich rufe laut "Stopp"! Ein einsamer Elefantenbulle auf der Suche nach Wasser. Nun löst unsere Guide einen entsprechenden Funkspruch aus und bald sind wir umringt von Jeeps mit schwatzenden Tourist:innen. Zuerst ärgere ich mich, über soviel Trubel, doch den Bullen scheint das wenig zu beeindrucken. Gemütlich und zugleich zielstrebig trottet er zwischen den Autos hindurch und setzt unbeirrt seine Suche fort. Nach dieser eindrücklichen Begegnung verlassen wir den Park und radeln zurück zum Camping. Unterwegs sprechen wir über Erlebtes, im Rücken ein fantastischer Sonnenuntergang. Eine zweischneidige Sache, eine solch' kurze Tour durch einen Nationalpark. Einerseits schätzen wir uns glücklich, dass wir einem Elefanten begegnen durften. Andererseits hatten wir den Eindruck, dass der Druck auf den Guides extrem hoch ist innerhalb kurzer Zeit eine Sichtung möglich zu machen. Ob wohl im Hintergrund etwas unternommen wurde, um den Elefanten anzulocken? Wir werden es nie erfahren. Kurz bevor wir beim Camping eintreffen haben wir noch einmal Glück und sichten in der Dämmerung Nashornvögel. Der Bauer neben dem Camping sieht, wie wir beobachten und fotografieren. Er winkt uns zu sich und zeigt uns einen guten Spot, um die Vögel zu beobachten. Über die gelungenen Fotos dieser lustigen Tiere freut er sich genauso wie wir. PS. So sieht es aus, wenn junge Thais Ferien machen. Eine weitere Hügelkette trennt uns von Phrae. Wir sind auf die untouristische Hauptstadt der gleichnamigen Provinz besonders gespannt. Ob sich der Umweg lohnt? Wir kurven durch kleine Dörfer, Hundegebell in den Ohren, Wasserbüffel stehen ab und zu mitten auf dem Feldweg. In Phrae müssen wir unser Hotel zuerst etwas suchen, da es nur einen thailändischen Namen trägt. Unterwegs durch die Stadt und kurz vor unserer Unterkunft stossen wir auf eine Gasse voller Verkaufsstände. Es herrscht eifriges Treiben und wir erfrischen uns mit einer Kokosnuss.
Später finden wir heraus, dass wir am einzigen Wochenabend hier sind an dem der Nachtmarkt statfindet. Grossartig! Nach einer Dusche stürzen wir uns ins Getümmel und probieren uns durch - Ananassmoothie, Fleischspiesschen und Kokosomelette. Mmmh ... Der angrenzende Tempel wird aufgrund der vielen Besucher:innen kurzerhand in einen Motorradparkplatz umfunktioniert. Dennoch herrscht hier eine ganz andere Stimmung, viel ruhiger und entspannter als draussen auf dem Markt. Zwischen einer goldigen Stupa und einer gigantischen Schildkrötenstatue (selbstverständlich auch ganz in Gold) sitzt ein Mönch mit Mikrofon und begrüsst seine Gäste. Als er uns sieht, wechselt er behände ins Englische und heisst auch uns herzlich willkommen. So begrüsst wurden wir in einem Tempel noch nie. Wir gehen zu ihm hin und kommen ins Gespräch. An der Schweiz gefällt ihm besonders der Schnee - gerne würde er unser Land einmal besuchen. Da es ihm nicht erlaubt wäre bei uns zu übernachten, zeigen wir ihm ein Foto vom thailändischen Tempel in Gretzenbach. Am nächsten Morgen besichtigen wir weitere Tempel verschiedener Stilrichtungen bevor wir uns aufs Fahrrad schwingen. Es ist besonders heiss, am Mittag messen wir 38 Grad. Dennoch sind viele Thais im Kapuzenpulli oder in dicken Jeans unterwegs. Uns ist es ein Rätsel, wie das angenehm sein kann und so entwickeln wir unsere eigene Strategie im Umgang mit der Hitze: Wir bringen uns bei, wie man einen Smoothie am Fahrradlenker montiert. So kann man sich auch während der Fahrt erfrischen: Leicht über den Lenker vorbeugen, nippen, wieder aufrichten. Unser Weg führt uns am zeitgenössischen Tempel Wat Phra That Suthon Mongkhon Khiri vorbei, der alles bisherig gesehene in den Schatten stellt. Eine gigantische liegende Buddhastatue und eine goldige Elegans (siehe Foto) zieren den Eingangsbereich. Oder ist es doch ein Entefant? Am Abend lernen wir in einem Homestay weitere Gerichte der thailändischen Küche kennen und kochen gemeinsam mit unserer Gastgeberin Alek. Bevor wir im zentralen Flachland Thailands ankommen, radeln wir nochmals über einige Hügel in die alte Tempelstadt Si Satchanalai. Nach einer Weile auf einer ruhigen Schnellstrasse, schlägt uns unser Navigationsgerät eine Abkürzung vor. Auch wenn wir wegen solchen Vorschlägen schon auf steilen Schlammpisten Jingles erfinden mussten (ihr erinnert euch...), nehmen wir die abenteuerliche Abwechslung gerne an. Was wohl dieses Mal passieren wird? Gespannt fahren wir kurz darauf durch Orangen- und Kautschukplantagen. Nach wenigen Metern kommt uns eine Bäuerin im Pickup entgegen. Sichtlich verdutzt darüber, dass wir hier mit dem Fahrrad unterwegs sind, strahlt sie uns an. Mit den Händen gibt sie uns zu verstehen, dass das umliegende Land ihr gehört. Sie fordert uns auf Orangen zu probieren und drückt uns kurzerhand zwei prächtige Exemplare in die Hände. Was für ein schönes Geschenk! Wir radeln weiter und ein paar Kurven weiter stehen Pflücker:innen in den Plantagen. Sie freuen sich riesig uns zu sehen, rufen "Orange, orange - very good!" und lachen uns an. Wir müssen sofort eine Orange probieren und wir sind einmal mehr froh, dass wir "sehr lecker!" auf Thailändisch sagen können. Sie strahlen noch mehr und binden uns kurzerhand einen ganzen Sack Orangen auf den Gepäckträger. Hätten wir die Satteltaschen geöffnet, dann wären auch diese randvoll mit Orangen befüllt worden, da sind wir uns sicher. Dankbar und tief berührt radeln wir weiter - jene, die wohl am wenigsten haben, teilen am grosszügigsten mit uns. In Si Satchanalai treffen wir am späten Nachmittag ein und machen uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Wir haben auf Googlemaps eine Strasse mit Gasthäusern herausgesucht und versuchen es auf gut Glück. Die Unterkunft, welche wir ansteuern, wurde gerade renoviert und sieht noch etwas nach Baustelle aus. Doch die Besitzerin heisst uns herzlich willkommen und räumt in Windeseile ein Zimmer frei, um uns eine Übernachtung zu ermöglichen. Dank dem mitgebrachten Tippbüchlein, können wir sie auch bitten uns ihre Saftpresse auszuleihen. So geniessen wir am nächsten Morgen selbstgepressten Orangensaft zum einfachen Frühstück mit Toast, Kaffee, Papaya und Bananen. Nach der Besichtigung der Tempelanlage radeln wir am Nachmittag weiter Richtung Sukhotai. Sukhotai ist besonders berühmt für die Ruinen der alten Herrscherstadt über das Sukhotai-Königreich, welches sich im Dreizehnten Jahrhundert von Laos, über Thailand bis nach Malaysia erstreckte. Wir gönnen uns zur Abwechslung zwei Nächte in einem Viersternehotel, was uns hier weniger kostet als eine Übernachtung in einer Schweizer Jugendherberge. Die Betten sind angenehm weich (eine Rarität in Thailand!) und der Pool ist ein Traum. Doch so schön dieser Luxus auch ist, die Kluft zwischen uns und der lokalen Bevölkerung hat sich noch nie so gross angefühlt. Eine Begegnung mit den Angestellten auf Augenhöhe ist nicht möglich, zu stark rückt diese Form von Luxus und unser Konsum einer solchen Übernachtung das Wohlstandsgefälle in den Fokus. Der Aufenhalt in Sukhotai lohnt sich aber trotzdem. Die historische Stadt besichtigen wir mit dem Fahrrad, am schönsten ist es frühmorgens bei Sonnenaufgang. Spannend ist für uns zu erleben, wie ein historisch wichtiger Ort zugleich auch eine religiöse Pilgerstädte für viele Buddhist:innen Thailands ist. Entsprechend sind viele Buddhastatuen restauriert und thronen eindrücklich zwischen den Ruinen. Wir gehen es zwei Tage lang gemütlich an. Wir erholen uns, lesen über den Buddhismus und das faszinierende Land, durch das wir derzeit reisen dürfen. Von Pai aus führt nur eine geteerte Strasse zurück nach Chiang Mai. Sobald Helen wieder fit ist, kehren wir dem Massentourismus den Rücken zu und nehmen die 1800 Höhenmeter in Angriff. Es ist heiss und steil, doch können wir im Gegensatz zu den Landstrassen alles fahren. Und wir freuen uns auf neue Entdeckungen. Für den Abend hat Helen kurz vor Chiang Mai ein kleines Homestay gebucht. Es haben nur wenige Thailänder:innen eine Rezension geschrieben, diese sind aber alle ausschliesslich gut. Als wir eintreffen werden wir herzlich von der Besitzerin und ihrem Hund Jedi begrüsst. Im originell eingerichteten Kaffee werden wir vorzüglich von ihrer Mutter bekocht. Den Sonnenuntergang geniessen wir mit Blick über herrlich grüne Reisfelder. Ein Volltreffer! Am nächsten Tag fahren wir weiter Richtung Chiang Mai, legen aber nur einen kurzen Mittagsstopp ein und radeln weiter bis in die nächste Kleinstadt Lamphun. Hier sehen wir im grossen Gegensatz zu Chiang Mai keine westlichen Tourist:innen weit und breit. Nachdem wir ins Hotel eingecheckt haben, machen wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Und wir landen einen weiteren Jackpot: Gleich ums Eck finden wir ein Hot Pot-Restaurant, in dem nur Thais sitzen. Eine kleine Theke und ein schön beleuchteter Aussenbereich, viel mehr braucht es hier gar nicht um eine tolle Atmosphäre zu schaffen. Alles ist ausschliesslich auf Thailändisch angeschrieben und die Kellner:innen verdrücken sich verschämt hinter dem Tresen, da wohl niemand richtig Englisch kann. Wir sind begeistert, denn hier werden wir sicherlich lecker essen. Wir versuchen bereits mit Googlelens das Menü zu entziffern, als sich eine junge Frau vom Nebentisch einmischt. Sie erklärt uns hilfsbereit wie das Bestellen fürs Hot Pot-Essen funktioniert und zeigt uns am Tresen, dass man ergänzend verschiedene Spiessli frisch grilliert dazu ist. Kurz darauf dampft der Tontopf vor uns auf heissen Kohlen, thailändische Popschnulzen dröhnen aus den Lautsprechern. Wir verbringen einen unerwartet romantischen Valentinsabend ganz nach thailändischem Geschmack - was für ein Erlebnis.
Auch die nächsten Tage erweist sich, dass der Genuss des Reisens auf dieser Etappe im Kleinen und Kulinarischen liegt. Denn nur ganz selten ist es landschaftlich wirklich schön. Meist fahren wir auf mehr oder eben auch weniger schönen Strassen, oft durch vertrocknete oder verkokelte Vegetation. Auch die Flüsse führen derzeit nur wenig Wasser. Am besten gefallen uns die kleinen Dörfer dazwischen. Oft stehen Tempel in deren Mitte, die prunkvoller nicht sein könnten. Ab und zu halten wir in einem kleinen Dorfladen an und löschen unseren Durst mit einer Limonade. Die Geschmacksrichtungen von "green Fanta", "salty Litchi" oder auch "Orange mit Kokosnussstückchen" sind exotisch und immer ziemlich süss. Aber eben auch ziemlich lecker. Ab und zu werden wir fröhlich gegrüsst oder hören auch ein gemurmeltes "Oooh, Farang", was so viel heisst wie "Ooh, westliche Ausländer:innen". Unser Ankommen ist meist schon von weitem für alle hörbar. Hier besitzen gefühlt alle 4-5 Hunde, die uns gerne laut anbellen, wenn wir vorbeiradeln. Da wir ein recht unangenehmes Erlebnis mit einem Hund in Estland hinter uns haben, hatte ich schon etwas "Schiss" vor diesen Momenten. Doch wider Erwarten war es hier in Thailand noch nie richtig unangenehm. Die Hunde bellen, pennen einfach faul weiter oder haben selber mehr Angst vor uns als wir vor ihnen. Langsamer fahren, absteigen und schieben, ignorieren oder freundlich zureden - eine dieser Strategien hat bis jetzt immer gezogen. Von Lamphun aus fahren wir in den Osten, Richtung Lampang. Im Dorf Hang Chat dürfen wir wieder einmal bei Warmshower Hosts zu Gast sein. Mieke und François - zwei ausgewanderte Holländer:innen - begrüssen uns herzlichst. Wir haben einen anstrengenden Tag über eine weitere Passstrasse hinter uns. François hat uns gewarnt: Der Weg zu ihnen durch die Khun Tan Mountains sei "crazy steep". Und recht hat er: Im Vergleich mit Neuseeland (...ihr erinnert euch, auch dort wurden wir mit dem Ausdruck "it's hilly" gewarnt) ist das hier "next level". Dafür sind auch die Abfahrten "crazy nice". Wenn Strassen nie gefrieren, kann man halt anders bauen. Und wieso Beton für weitläufige Kurven verschwenden, wenn man auch direkter den Berg hinaufteeren kann? Eigentlich ressourcenschonend - nur unsere Snackressourcen, die müssen wir wieder aufstocken nach diesem Tag. Bei unseren Gastgebern können wir uns bestens erholen. Wir dürfen in einem kleinen Häusschen auf Stelzen in ihrem Garten übernachten. Am frühen Morgen müssen wir nur die Tür öffnen und können den Sonnenaufgang direkt aus dem Bett beobachten. Ihr Haus und ihr Garten sind ein kleines friedliches Paradies. Gemeinsam mit Hunden, Papageien und einem Pony leben sie hier und geniessen ihre Pension. Mit viel gestalterischer Kreativität und Liebe haben sie ihr Zuhause in Thailand erschaffen - Mosaike, Buddhastatuen und die Decke voller schimmernder Khatas strahlen Ruhe und Frieden aus. Inspiriert und erfüllt von diesem Ort und den gemeinsamen Gesprächen fahren wir am nächsten Tag in die angrenzende Stadt Lampang. Wir nehmen uns die Zeit den Tempel Wat Phrathat Lampang Luang zu besuchen, durch die schönen Gassen mit den alten Teakhäusern zu schlendern und in der frisch eröffneten Sidecar Bar Cocktails zu schlürfen, die kleinen Kunstwerken gleichkommen. In der nächsten Nacht ist es endlich soweit: Es regnet. Am darauf folgenden Vormittag erneut. Wir sind enorm dankbar für dieses unerwartete Geschenk - die Luftqualität ist gleich viel besser. Wir kürzen unsere nächste Radetappe auf einen halben Tag und fahren nur bis an den Fuss der nächsten Hügelkette, die es zu überqueren gilt. In einem Dorf direkt neben dem grössten Kohlekraftwerk in Südostasien stellen wir in einer Bananenplantage unser Zelt auf. Sie gehört zu einem Kaffee mit eigenem Garten, einmal mehr werden wir vorzüglich bekocht. Wir dürfen Javaapfel, Sapodilla und Tamarinde kosten - drei Früchte, die wir beide noch nie gegessen haben. Zum Einschlafen lauschen wir den Grillen und dem Singsang der Mönche, das vom nahegelegenen Kloster erklingt. Wir sind bereits länger im Norden Thailands unterwegs und etwas im Verzug mit berichten. Es folgt also einmal mehr ein längerer Blogeintrag, der euch auf einen besonders abenteuerlichen Abschnitt unserer Reise mitnimmt. Viel Spass!
Mit dem Nachtzug fahren wir in den Norden Thailands nach Chang Mai. Da nur Regionalzüge Fahrräder transportieren, können wir uns unterwegs bestens verpflegen. Bei jedem Stopp springen Verkäufer:innen in den Zug und bieten Reisgerichte, Süssigkeiten und Snacks zum Verkauf an. Wir decken uns ein und geniessen die Fahrt. Sobald es dunkel wird, macht ein Schaffner alle Betten bereit. Wir ruhen uns so gut es geht aus bis wir um vier Uhr morgens in Chiang Mai eintreffen. Es ist noch dunkel und wir kurven etwas ratlos durch die Stadt. Wir finden einen kleinen Laden, der um fünf Uhr in der Früh bereits geöffnet ist. Mit einem kleinen Frühstück setzen wir uns auf eine Bank am Fluss, doch schon nach kurzer Zeit ist uns das zu langweilig. Wir beschliessen auf den nächsten Hügel hochzuradeln und uns von dort aus den Sonnenaufgang anzuschauen. Es ist noch kühl und unterwegs treffen wir viele Rennvelofahrer:innen, die offenbar in der Morgendämmerung an ihrem Hausberg trainieren. Wir ernten bewundernde Blicke für unseren Effort mit bepackten Velos unterwegs zu sein. Mit den Zurufen "Supergirl" und "Superman" werden wir angespornt auch die steilsten Kurven hochzuradeln. An einem Aussichtspunkt auf halber Strecke ruhen wir uns aus und die Sonne erhebt sich blutrot aus der Dunsthaube der Stadt. Da wir bereits die Hälfte der Höhenmeter zum berühmten Tempel Doi Suthep erklommen haben, entscheiden wir spontan weiter den Berg hochzuradeln. Schweissnass kommen wir oben an, schliessen unsere Fahrräder ab und besichtigen den eindrücklichen Ort. Eine etwas absurde Mischung aus Tourist:innen und Gläubigen füllt den Tempel bereits. Wir versuchen den Reisegruppen so gut es geht aus dem Weg zu gehen und geniessen nach einer thailändischen Suppe die rasante Abfahrt zurück in die Stadt. Chiang Mai hat einiges zu bieten. Sie ist zwar wesentlich ruhiger aber nicht weniger spannend als Bangkok. Wir konzentrieren uns allerdings hauptsächlich auf die Routenplanung und das Kulinarische. Wir kosten Spezialitäten aus dem Norden und besuchen gemeinsam einen halbtägigen Kochkurs. Da wir beide gerne kochen und das Essen hier absolut fantastisch ist, möchten wir nach unserer Rückkehr versuchen einige der Speisen in unseren Menüplan zuhause zu integrieren. Wir haben Glück und buchen einen tollen Kurs in dem uns die Lehrerin Julie mit viel Humor unterrichtet. Auch wir bringen sie zum Lachen. Als ich sie frage, ob ich die halbe Limette in dieser Form in die Suppe rühren soll, entwischt ihr ein "holy Buddha". Gekonnt zeigt sie uns, wie man mit dem grossen Fleischerbeil, das für die Zubereitung thailändischer Gerichte ausschliesslich verwendet wird, elegant eine Limette auspresst. Nach zwei Tagen in Chiang Mai freuen wir uns endlich wieder richtig in die Pedale zu treten. Wir haben eine Bikepackingroute gefunden, die uns fahrbar erscheint und uns in selten besuchte Dörfer im Norden Thailands führen wird. Am ersten Tag fahren wir auf Nebenstrassen durch Reisfelder und Bananenplantagen. In einem kleinen Dorf machen wir einen Mittagsstopp und merken wie erwartet: Ausserhalb der Zentren wird praktisch kein Englisch gesprochen. Wir sind froh, dass wir beide unkomplizierte Esser sind und zeigen einfach auf den grossen Topf in der Garküche. Da sowieso oft nur ein Gericht angeboten wird, ist so unmissverständlich was wir möchten und einmal mehr geniessen wir für 1.50 Franken pro Person eine leckere und gesunde Mahlzeit. Nach den ersten 50 Kilometern durch ein flaches Tal, radeln wir in die Berge bis ins Dorf Pa Pae. Wir haben auf der Karte ein kleines Homestay entdeckt in dem wir übernachten möchten. Wir finden allerdings weder Homestay noch Besitzer. Obwohl wir uns an einer relativ viel befahrenen Schnellstrasse befinden, sind wir die einzigen Tourist:innen im Dorf und fallen auf wie bunte Hunde. Mit Händen und Füssen versuchen wir uns im Dorfladen zu erkundigen. Nach einigem Gestikulieren, Suchen und Abwarten erreiche ich den Besitzer per Telefon. Er spricht sogar Englisch und er holt uns kurzerhand mit dem Moped beim Dorfladen ab. Er sei das Homestay noch am Renovieren, aber wir könnten gerne bei ihm übernachten sofern es uns nicht störe. Der junge Besitzer Black ist uns sofort sympathisch und nach einer kurzen Besichtigung entscheiden wir uns zu bleiben. Er umsorgt und bekocht uns gekonnt. Dass es noch kein warmes Wasser zum Duschen gibt, stört uns nicht. Tatsächlich geniessen wir den Austausch mit ihm sehr und er erzählt uns von seinen Renovierungsplänen. Es ist für uns spannend zu erleben, wie junge Thais sich als Jungunternehmer:innen positionieren und einen Einstieg ins Tourismusgeschäft suchen. Viel zu spät doch mit einem leckeren thailändischen Zmorgen im Bauch, machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg. Kurz nach Pa Pae verlassen wir die Hauptstrasse und biegen auf eine Nebenstrasse ab. Es gilt heute 1700 Höhenmeter zu erklimmen. Streng aber machbar, denken wir. Womit wir nicht gerechnet haben ist, wie unglaublich steil die Strassen hier sind. Kleine Anstiege von 15-23% Steigung machen uns auf der bereits schon steilen Strecke zu schaffen. Wir stossen viel und je heisser es wird, desto anstrengender wird das Ganze. Die Intensität des Tages ist kaum zu überbieten. Einerseits führt uns unsere Strecke durch abgelegene Dörfer. Wir sind die einzigen Tourist:innen weit und breit und erhalten einen unglaublich eindrücklichen und intensiven Einblick ins ländliche Leben hier. Andererseits wird es immer heisser und zeitweise grenzt es schon leicht ans Masochistische unsere bepackten Fahrräder bei 32 Grad verstaubte Schotterstrassen mit 20% Steigung hinaufzuschieben. Hinzu kommt, dass alles schon viel trockener ist als erwartet. Im Wald fallen riesige Blätter raschelnd von den Bäumen und der rote Staub der Strassen setzt sich überall fest. Die Bauern haben bereits damit angefangen ihre Felder grossflächig abzubrennen und entsprechend ist die Feinstaubbelastung weit über den empfohlenen Grenzwerten. Helen kommt an ihre Grenzen und nach rund 2000 Höhenmetern kommen wir beide ziemlich fertig am geplanten Übernachtunsstopp an. Viel mehr, als dass wir an einem Projektstandort eines königlichen Förderungsprogramms eventuell unser Zelt aufschlagen können, wissen wir allerdings nicht über den Ort. Wir haben zwar versucht den Standortleiter telefonisch zu erreichen, was aber nicht geklappt hat. Nun haben wir nicht viel mehr Optionen als zu hoffen, dass wir bleiben dürfen. Mit Händen und Füssen versuchen wir vor Ort zu fragen, ob wir hier zelten dürfen. Denn eine Gruppe Arbeiter kommt neugierig auf uns zu, als wir unsere Fahrräder über die Hügelkuppe auf ein paar Hütten zuschieben. Und wir haben Glück: Wir dürfen bleiben! Sie stellen uns sogar kurzerhand ein grosses Militärzelt auf und zeigen uns wo es Wasser hat, damit wir uns waschen können. Danach sollen wir doch bitte zu ihnen kommen und mit ihnen zu Abend essen. Wir sind überwältigt von so viel Gastfreundschaft und nach einer kalten Dusche begeben wir uns in ihre Kantine. Ein ganzes Menü wird uns aufgetischt. Hungrig wie wir sind, schlagen wir dankbar zu. Danach setzen wir uns zu ihnen ans Lagerfeuer und kaum setzen wir uns, wird uns auch schon ein Bier in die Hand gedrückt. Den ganzen Abend unterhalten wir uns dank Onlineübersetzungsprogramm mit Ihnen. Satz für Satz sprechen wir abwechslungsweise ins Mikrofon. Wir erfahren, dass sie beauftragt vom König ein Landwirtschaftsprogramm für die lokale Bevölkerung umsetzen. Sie unterstützen die Bauern darin auf mehrjährige Nutzpflanzen umzusatteln. So soll einerseits der Anbau süchtigmachender Pflanzen wie Opium reduziert werden. Andererseits soll so das Abbrennen der Felder Ende Saison verhindert werden. Es fehlt den Bauern die Infrastruktur, um ihre Felder in den Steilhängen nach der Saison anders wieder urbar zu machen. So ist der Anbau mehrjähriger Nutzpflanzen die einzige Möglichkeit das Abbrennen zu verhindern. Wir sind beeindruckt von ihrem Engagement und unglaublich dankbar für ihre Bereitschaft uns so vieles beizubringen. Später am Abend singen wir gemeinsam Country Roads und taufen uns gegenseitig neu. Wir erhalten die thailändischen Spitznamen "Cessera" (der Abenteuerer) und "Bon tip" (die glückliche Frau, welche von Gott geschaffen wurde). Auch wir werden aufgefordert deutsche Namen zu verteilen, deren Aussprache nach ein paar gekippten Bierchen zu viel Gelächter führt. Müde und glücklich über diese intensive Begegnung sinken wir in die Kissen. Wir sind froh, dass wir noch einen Schlafsack im Gepäck haben. Es ist sternenklar nachts und die Temperatur sinkt auf 7 Grad. Am nächsten Morgen packen wir das geliehene Zelt zusammen und planen früh aufzubrechen. Mit mitgebrachtem Kaffee und Bananen gehen wir zur Küche. Doch noch bevor wir unseren Kocher anwerfen, wird uns bereits eine Tasse Kaffee in die Hand gedrückt. Zu den Bananen werden uns Toastbrote mit Kondensmilch gereicht. Gestärkt wollen wir aufbrechen, doch die thailändische Gastfreundschaft kennt keine Grenzen. Denn das richtige Frühstück ist das thailändische. Das wird nun erst gekocht und wir werden dazu eingeladen. In der Küche darf ich dem Koch über die Schulter blicken und lerne ein weiteres Gericht kennen. Danach setzen wir uns alle gemeinsam um den Tisch, essen Reis, gebratenes Schwein, Curry und Gemüse. Auf die Frage, wir wir unsere Dankbarkeit bei so viel Gastfreundschaft zum Ausdruck bringen können, wir kurz und bündig beantwortet: Ein Erinnerungsfoto reiche aus. So posieren wir alle gemeinsam für weit mehr als ein Foto. Wir sind tief bewegt von der intensiven Begegnung und machen uns glücklich und gestärkt auf den Weg. Noch eine - weit weniger anstrengende Etappe - führt uns in das touristische Hippiestädtchen und Backpackerparadies Pai. Wir bleiben länger als gedacht, wie so viele. Umzingelt von steilen Berghängen geniessen wir die Vorzüge eines touristischen Ortes, gönnen uns Mojitos und schlendern über den Nachtmarkt. Helen kuriert ihre Erkältung aus und Jonas' saust mit einem geliehenen Moped durch die Gegend. Auch für unsere Routenplanung nehmen wir uns noch einmal richtig Zeit. Uns bei diesen Bedingungen weiter in einer vertrockneten und smogbelasteten Bergwelt Steilhänge hochzuquälen, scheint uns nicht der ideale Plan zu sein. Spass und körperliche Leistung sollten sich die Waage halten. Und so entscheiden wir der Bergwelt den Rücken zuzukehren und nach Zentralthailand zu radeln. Wer weiss, vielleicht kommen wir ja eines Tages zurück in den hohen Norden Thailands, wenn alles grün ist. Zu entdecken gäbe es hier sicherlich noch vieles. Auckland steht unter Wasser, so auch das internationale Terminal des Flughafens. Ein paar Tage vor unserer Weiterreise verfolgen wir vom Süden aus mit, wie die Stadt Kopf steht aufgrund von heftigen Regenfällen. Am Tag unserer Reise ist der Flughafen allerdings bereits wieder aufgeräumt. Wir begegnen lediglich einem improvisierten Check-in, warten deshalb etwas länger und der Anschussflug hat drei Stunden Verspätung. In Anbetracht der Gesamtsituation sind wir damit mehr als happy und dankbar dafür, dass wir weiterreisen können.
Nach einer langen und anstrengenden Reise tauchen wir ein in die Megastadt Bangkok. Die Velos sind angekommen und werden kurzerhand aufs Taxidach gebunden. Unser Hotel liegt im Quartier Sukhumvit in einer ruhigen Seitenstrasse. So können wir unseren Jetlag ausschlafen bevor wir uns vom Gassengewirr und dem Sog dieser Stadt verschlucken lassen. Es kommt schon einem kleineren Kulturschock gleich, nach den letzten Tagen im sehr überschaubaren Dunedin. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken, wir staunen was alles auf kleinstem Raum Platz findet. Direkt vor unserer Haustür existieren Luxus und Armut Schulter an Schulter. Vor den Türen des 5-Sternhotels befindet sich der Strassenstrich. In der einen Gasse isst man für 200 Baht zu Abend, in der nächsten diniert man für das 10-fache. Auch Lärm und Ruhe findet man in unmittelbarer Nähe voneinander. Autos, Mopeds und Tuktuks knattern lärmend über die Hauptverkehrsachse. Gleich daneben, mitten in der ohrenbetäubenden Rushhour, betet ein Mann tief in sich gekehrt. An jeder Ecke sind kleine Geisterhäuschen und Tempel aufgestellt für Hausgeister und Gottheiten, die wir noch kaum unterscheiden können. Er kniet vor einem kleinen Tempel, in den Händen drei Räucherstäbchen, die er in die Höhe streckt. Da Jonas zum ersten Mal in Bangkok ist, besuchen wir ganz dem Pflichtprogramm entsprechend Königspalast und Wat Phra Kaew (Wat= buddhistische Tempelanlage). Diese beeindruckenden Bauten darf man einfach nicht verpassen und Helen schaut sich beides gerne noch einmal an. Die Backpackerreise Anfang 20 liegt schliesslich auch schon ein paar Jährchen zurück... Am nächsten Tag organisieren wir Nachtzugtickets nach Chang Mai. In ein paar Tagen wollen wir mit dem Zug in den Norden fahren und von dort aus in einem grossen Bogen via Chiang Rai und Nan zurück Richtung Küste. Doch bevor wir uns aufs Fahrrad schwingen bleiben wir noch ein paar Tage in dieser spannenden Stadt. Beim Spaziergang im Lumphinipark begegnen wir nebst ersten Velofahrer:innen auch Riesenwaranen, die aus der Kanalisation kriechen. Wir sind nicht die einzigen, welche die Echsen begeistert beobachten und fotografieren. Was hier lebendig betrachtet wird, hätte wohl auf dem Khlong Toei Markt geringe Überlebenschancen. Alles wird feilgeboten: Krokodil, kunterbunte tropische Früchte, Hühnerfüsse ... Das Angebot scheint unbegrenzt. Farben, Formen und Düfte hüllen uns ein. Nach einer Dreiviertelstunde hat Jonas genug. Helen könnte noch stundenlang über den Markt schlendern. An den Abenden suchen wir uns jeweils eine Garküche oder ein kleines Strassenrestaurant und verpflegen uns für wenige Franken köstlich. Auch eines der berüchtigten Rotlichtviertel erkunden wir. Wir trinken Bier und beobachten das Geschehen auf der Strasse. In der berühmten Soi Cowboy lassen wir uns einmal mit zahlreichen anderen Nachtschwärmer:innen durch die Strasse spülen. Es wird um die Gunst der Tourist:innen gebuhlt was das Zeug hält. Doch vor lauter alten Männern und billigen Plastikbrüsten verlieren wir den Durchblick. Jedem das Seine. Wir trinken noch ein Bier und entscheiden uns dann für die hotelzimmereigene Badewanne anstatt einer trashigen Pingpong-Show. Am nächsten Tag folgt wieder der Ernst des Reiselebens. Da unsere Aufenthaltsbewilligung nach 45 Tagen ausläuft machen wir uns schlau, wie wir diese möglichst bald verlängern können. Unsere Wohnung ist schliesslich bis Ende März untervermietet und wir wollen unsere Reisezeit voll und ganz ausschöpfen. Wir informieren uns in zahlreichen Blogs und soweit es uns möglich ist auf den offiziellen Seiten der Regierung. Nach längerer Recherche finden wir das richige Büro und machen uns mit Metro und Pendlerzug auf die Jagd nach dem erwünschten Stempel. Zuoberst in einem Shoppingcenter etwas ausserhalb finden wir das erwünschte Büro. Wir sind bestens vorbereitet, haben bereits ein Passfoto und den entsprechenden Geldbetrag griffbereit. Vor Ort kopieren wir unsere Reisepässe und füllen die entsprechenden Formulare aus. Obwohl wir zeitlich knapp vor Schliessung da sind, wedelt uns die freundliche Beamtin noch durch und drückt uns je eine Nummer für den Schalter in die Hand. Wir reihen uns ein und bereits nach wenigen Minuten werden wir aufgerufen. Nun kann nichts mehr schief gehen! Als wir die vorbereiteten Dokumente durchreichen, beginnt die eine Beamtin zu schmunzeln. Sie ruft lachend etwas nach hinten. Eine weitere Beamtin schaut sich die Dokumente an. Wir sind zu früh! Erst zwei Wochen vor Ablauf der Aufenthaltsgenehmigung kann verlängert werden. Leicht beschämt und amüsiert zugleich blasen wir zum Rückzug. Immerhin, das Shoppingzenter ist soweit ausserhalb, dass die Kleiderpreise sich nicht an den Tourist:innen orientieren. So kann Helen endlich ein paar Pluderhosen erstehen, damit sie in der Hitze nicht zergeht bei den Tempelbesichtigungen mit Kleiderkodex. Bevor wir Bangkok verlassen feiern wir Jonas' Geburtstag. In einer traditionellen Thaimassage lassen wir uns zwei Stunden lang durchkneten. Danach besichtigen wir die unglaublich schönen Wat Paknam Phasi Charoen und Wat Khun Chan Tempelanlagen mit den gigantischer Buddhastatuen, speisen in eine weitere Garküche und stossen in der hippen Rooftopbar "Opium" in Chinatown auf das Älter werden an. |